"Ich erwarte nicht von einer Predigt, dass sie mir einen Bibeltext auslegt, sondern mir sagt, wie ich mein Leben zu leben habe." Dies ist eine Aussage, die ich neulich tatsächlich gehört habe... Diese Haltung zeigt, dass eigentlich für die Theologie gar kein Interesse da ist (oft Theologie sogar als "störend" empfunden wird).

Andererseits mache ich aber auch die Erfahrung, dass je nach Thema unser Bibelkolleg relativ gut besucht wird. Am letzten Mittwoch war Pneumatologie dran und die Bude war voll...

Über Ostern habe ich diesbezüglich eine weitere gute Erfahrung gemacht. Eine Möglichkeit, wie man teilweise Theologie vermitteln kann, könnten Zeichenhandlungen sein. Wir haben über Ostern unser Gemeindeprogramm mal geändert. Als Mottotext habe ich mir  für die Ostertage Röm 6 ausgewählt. Dabei ging es mir besonders darum, der Gemeinde deutlich zu machen, dass wir als Christen mit Jesus gestorben sind und eben auch mit ihm bereits zu einer "neuen Kreatur" auferstanden sind. Dies habe ich wie folgt versucht zu füllen:

Am Karfreitag hatten wir einen Fastentag und am Abend einen Abschluss in Form eines Gottesdienstes (allerdings mehr ein "Anbetungsabend"). Dabei war in der Mitte des Raumes eine Art kleiner Ostergarten mit den Kreuzen und dem Grab abgebildet. Als Abschlussaktion war für den Gottesdienst vorgesehen, dass die Teilnehmer auf einen Zettel ihre Namen schreiben sollten und diesen in das Grab legen sollten.

Am Ostersonntag haben wir als Gemeinde ein Osterfrühstück veranstaltet und dabei Gottesdienst bei einer Tasse Kaffee gefeiert. Dabei kamen die Besucher zuerst in einen abgedunkelten Raum. Das Grab war mittlerweile von den Zetteln geleert worden und es brannte ein Teelicht im Grab. Zu Beginn sollten dann alle Anwesenden ein Teelicht am Grab entzünden und dazu habe ich dann die Überleitung genutzt, um deutlich zu machen, dass wir bereits jetzt schon eine neue Identität in Christus haben und somit auferstanden sind.

Ein zweiter Versuch diesbezüglich war auch die Abendmahlstheologie zu prägen. Da Abendmahl in den Brüdergemeinden (sicher auch darüber hinaus) traditionell fast nur mit Jesu Kreuzestod in Verbindung gebracht wird, war es mir über Ostern wichtig zu vermitteln, dass Auferstehung ebenso dazu gehört. Deshalb habe ich bewusst darauf verzichtet, das Abendmahl am Gründonnerstag oder Karfreitag zu feiern, sondern eben Osternsonntag. Es war eine gute Erfahrung, in der feierlichen Atmosphäre eines gemeinsamen Frühstücks Abendmahl zu feiern. Meine Hoffnung ist, dass durch das Erleben die Theologie geformt wird.

Ich muss sagen, dass ich noch nie soviel positives Feedback zu Gottesdienste erhalten habe. Dabei ging es nicht in erster Linie um das Gesagte, sondern stark um das Erlebte.  Viele sagten mir, dass es ihnen sehr stark geholfen hat, die Bedeutung von Ostern nachzuempfinden.

Ich glaube, dass ev. Kirchen (Freikirchen eingeschlossen) hier wegen ihrer "Liturgie" einen großen Nachteil haben. Das Thema möchte ich im Moment nur kurz anreißen, weil es ein eigener Post werden soll. Aber mit der Reformation wurden aus den Gottesdiensten viele Zeichenhandlungen verbannt und die Kanzel stand im Mittelpunkt. Dabei Frage ich mich, ob uns dadurch nicht etwas entscheidendes fehlt...


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