In der letzten Woche bin ich auf ein Buch gestoßen, von dem ich schon gehört hatte, es allerdings noch nicht selbst in der Hand gehalten hatte (Hilborn, D. [Hrsg.], Die Wirklichkeit der Hölle). Es ist Herausgegeben von der englischen 'Evangelischen Allianz' und versteht sich als eine Studie der ACUTE (Alliance Commission on Unity and Truth among Evangelicals). Besonders interessant ist das Buch, weil Kommentare und Beiträge von namhaften englischen Theologen (auch zwei Dozenten des Spurgeon's College), die dazu noch eine kontroverse Meinung zu dem Thema vertreten, mit eingeflossen sind.


Das Buch gibt einen guten Überblick über die aktuellen Meinungen zum Thema Hölle in der evangelikalen Szene (obwohl es aus einer englischen Perspektive geschrieben ist). Dabei wird zwischen fünf Standpunkten unterschieden:


1. Ewige bewusste körperliche und geistige Qual


Das ist die traditionelle Sicht und die am häufigsten vertretene Sicht in der Kirchengeschichte. 'Diese Sichtweise vertritt, dass alle, die sich in der Hölle befinden, bei vollem Bewusstsein körperliche und geistige Strafen erleiden.' (S. 99) Bekannte Vertreter dieser Position sind Robert Morey, John Gerstner, James Packer, Robert Peterson und Don Carson.


2. Ewige bewusste geistige Qual


'Nach dieser Auffassung werden alle, die zur Hölle verdammt sind, realen geistigen und seelischen Qualen unterworfen, erleiden aber keine körperlichen Qualen.' (S. 100) Die Stellen, die auf körperliche Schmerzen hindeuten könnten, werden metaphorisch verstanden. Zu bekannten Vertretern zählen Anthony Hoekema, Murray Harris und Peter Toon.


3. Ewige Trennung von Gott


Diese Position ist weniger spezifisch, in dem sie betont, dass alle, die in der Hölle sind, von Gott getrennt sein werden. Dabei geht es nicht um die Frage, wie die Hölle 'aussieht' und was sie ist, sondern um die Konsequenzen des Unglaubens aus relationalen Aspekten. Diese Sichtweise ist vor allem von C.S. Lewis ('Die große Scheidung') geprägt worden.


4. Bedingte Unsterblichkeit


Diese Position sieht die Hölle als eine endgültige Vernichtung der Ungläubigen. Diese Position betont die Sterblichkeit der Seele. Es wird argumentiert, dass die Unsterblichkeit der Seele nicht möglich ist, da eine ewige Existenz keine Eigenschaft ist, die der menschlichen Natur entspricht. Vielmehr muss die menschliche Seele gerettet werden. Dementsprechend werden Menschen ohne Christus irgendwann aufhören zu leben, während Menschen in Christus eine Unvergänglichkeit ihrer Seele erhalten. Bekannte Vertreter sind John Wenham, Edward Fudge, Michael Green, Clark Pinnock Robert Brow, Nigel Wright und Earl Ellis.


5. Annihilationismus


Diese Position ähnelt der 'bedingten Unsterblichkeit' (Pkt 4.), allerdings geht man dabei nicht von der Sterblichkeit der menschlichen Seele aus. 'So kann man die These vertreten, dass Gott den Ungerechten irgendwann nach dem Jüngsten Gericht ihre Unsterblichkeit entzieht, was dann in der Konsequenz dazu führt, dass sie aufhören zu existieren.' (S. 105)



Das Thema 'Hölle' sollte sicher neu in der Theologie durchdacht werden. Z.B. wäre es interessant den Zusammenhang  zwischen 'Hölle' und 'Reich Gottes' (vor allem bei denen, die das 'Reich Gottes' schon auf dieser Erde erfüllt sehen wollen) herauszustellen.


Bei allem Reden über Hölle sollte aber die oft evangelikale Selbstgefälligkeit ablegt werden. So sagt man, dass als Francis Schaeffer um seine Erklärung zur Hölle gebeten wurde, er still blieb und anfing zu weinen.



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