Lust und Glück sind wichtige Themen bei den griechischen Philosophen. Als philosophische bzw. ethische Denkrichtung wären hier der Hedonismus und der Eudämonismus zu nennen, die voneinander zu unterscheiden sind.
Bei der Frage, wie die Bibel den aktuellen Trend des Hedonismus bewertet, fällt mir schwer, auf Anhieb ein Urteil zu finden. Grundsätzlich ist zu sagen, dass alle NT-Stellen die hedone (Lust, Vergnügen, Genuß) verurteilen (vgl. Lk 8,14; Tit 3,3; Jak 4,1.3; 2Petr 2,13; vgl. auch Löhr, "Ethik und Tugendlehre" in NTAK, Bd. 3, S. 170). Allerdings ist A. Weiser Recht zu geben, der feststellt, dass im Hellenismus eine Begriffsverengung vollzogen wurde, bei der zunächst an "sinnliche Freude, sexuelle Wollust" gedacht wurde. "In dieser negativen Verengung und negativen Wertung begegnet η. auch an allen 5 Stellen im NT" (EWNT, Bd. 2, S. 283).
Wie also ist die Lust biblisch-theologisch zu beurteilen? Und welche ethischen Prinzipien lassen sich von hieraus ableiten?
Löhr konstatiert, dass "das anzustrebende höchste Gut" in der ntl. Ethik die Königsherrschaft bzw. das Königreich Gottes ist, wobei diese Königsherrschaft primär "eine endgeschichtliche (eschatologische), von Gott herbeigeführte, bestimmte und von seinem Gesandten angekündigte Größe" darstellt (S. 170). Das führt aber grundsätzlich in der Bewertung des Hedonismus nicht weiter.
Es bleiben Fragen: Besteht eine Art Diskontinuität zwischen AT (vgl. z. B. das Predigerbuch) und NT? Welche andere hebräischen und griechischen Synonyme lassen sich im biblischen Material aufspüren (sh. z. B. Psalm 1)? Welche Begrenzungen werden der Lust im AT und NT gesetzt? Und schließlich, welche ethischen Prinzipien lassen sich von hieraus für den Christen ableiten?