Ich bin bei Michael Bird's Blog auf folgendes Zitat von Beasley Murray gestoßen, dass er den Studenten 1999 am Spurgeon's College mitgegeben hat:
"My plea therefore to you this morning is that you hold together the two strands of the tension that is inherent in our vocation. Some evangelists, alas, have little knowledge of the New Testament, and consequently their teaching is often superficial. You, as I, may have listened to evangelistic sermons that have consisted of a string of illustrations followed by a prolonged appeal to come to Christ. On the other hand, some scholars have so consistently adhered to one line of research in theology that hardly know how to communicate the gospel. Believe me, I have known more than one professor of missions who was incapable of leading anyone to the Lord"
Das Zitat beeindruckt mich nicht nur aus dem Grund, dass Beasley-Murray der bekannteste Theologe ist, den mein College hervorgebracht hat, sondern weil es auch meine Erfahrung widerspiegelt.
Ich habe während meines Studiums genug "Praktiker" kennengelernt, die in jeder Vorlesung mit Anspruch genörgelt haben und nach Praxis geschrien haben. Allerdings frage ich mich, wie man über 10 Jahre in derselben Gemeinde predigen will, ohne sich nur auf seine Steckenpferde zu verlassen und die Gemeinde auch mal tiefgründiger zu prägen. Predigten, die immer nur auf einem "Hauskreisniveau" (was sagt mir der Text?) bleiben, können auf dauer nicht befriedigen. Daher ist eine gute theologische Basis und das fortdauernde Interesse am theologischen Geschehen unverzichtbar.
Auf der anderen Seite stellt sich in der Predigtvorbereitung für mich auch immer die Frage, wieviel Theologe sollte eingebaut werden? Auf der einen Seite ist es mir wichtig, dass in einer Predigt nicht nur das Ergebnis präsentiert wird, sondern auch die Arbeit und der Weg zum Ergebnis. Dies soll die Gemeinde schulen, dass Bibellesen einen Aufwand bedeutet und eine verkürzte Frage nach der Anwendung oft zu dramatischen Folgen in der Bibelauslegung führt. Allerdings ist es auch wichtig, die Predigt nicht mit historischem Hintergrundwissen zu überlagern.
Der Beruf des Pastors verlangt saubere theologische Arbeit, die in das Leben der Menschen eingeflochten wird. Leider ist dies nicht immer so einfach...