Die letzte idea-spektrum Ausgabe meldete das Statement von Prof. Dr. Thomas Schirrmacher, wonach deutschsprachige Gemeinden wenig Integrationskraft für ausländische Pastoren/Missionare besitzen. Hier der Text:

Sind Ausländer die besseren Missionare? Neuer AfeM-Vorsitzender: Integrationskraft deutscher Gemeinden tendiert nach Null
Bettingen (idea) – Auf die Umkehr der weltweiten Missionsbewegung von Süd nach Nord haben sich die christlichen Gemeinden im deutschsprachigen Europa noch nicht eingestellt. Diese Ansicht vertrat der neue Vorsitzende des Arbeitskreises für evangelikale Missiologie (AfeM), der Missions- und Religionswissenschafter Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn), auf Anfrage von idea. Er verwies darauf, dass zunehmend Missionare und Pastoren aus Afrika im deutschsprachigen Raum tätig sind und auch Einheimische zum Glauben führen. Ferner bildeten Zugereiste eigene Gemeinden, die zum Teil kräftig wachsen. Selten gelinge aber eine Aufnahme in eingesessene Gemeinden. Schirrmacher: „Die Integrationskraft der heimischen Gemeinden tendiert nach Null.“ Das Äußerste sei meist, dass man Räume zur Verfügung stelle. Insofern sei die Globalisierung noch nicht in hiesigen Gemeinden angekommen. Die Missionswissenschaft die Ursachen erforschen und Lösungswege aufzeigen. Zu fragen sei etwa, warum es ausländischen oder russlanddeutschen Gemeinden oft besser als heimischen gelinge, Bürger zum Glauben an Jesus Christus zu führen.(Quelle).

Über die gleiche Herausforderung habe ich 2006 in meiner MTh-Thesis (UniSa) geschrieben. Dort habe ich die paulinische Kollegialmission untersucht und eine der folgenden Anwendungen gezogen:

(3) Das paulinische Missionswerk wurde vornehmlich durch (mit-)reisende und lokale Mitarbeiter vorangetrieben. Erstere haben vor allem in der Erstverkündigung gewirkt, neue Missionsgebiete erschlossen und Gemeinde gegründet. Letztere waren vor allem für die Konsolidierung der gegründeten Gemeinden und die Missionierung des Umlandes zuständig. Sie alle waren einem gemeinsamen Werk verpflichtet, dass sie in der Verantwortung vor Gott wahrnahmen.
Eine ähnliche Struktur ist auch heute in der evangelikalen Gemeindelandschaft zu beobachten. Da sind die Missionare, die in die vom Evangelium unerreichten Gebiete vorstoßen und Mitarbeiter, die im Gemeindebau tätig sind. Die Herausforderung für die Zukunft ist, die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Mitarbeitergruppen zu fördern und – aus der westlichen Perspektive gesehen – die missionarische Wirkung der örtlichen Gemeinden zu stärken. Wie die lokalen Mitarbeiter bei Paulus sollten sich örtliche Leiter vielmehr als Missionare verstehen, die in ihrer Umgebung das Evangelium verkündigen.
Weiterhin ist zu beobachten, dass bedeutende Entwicklungen der Christenheit heute in der südlichen Hemisphäre passieren. Die Christen in Afrika und Lateinamerika haben längst ihre Verantwortung für die Mission des Westens erkannt. Wie werden die bestehenden Gemeinden im Westen auf eine solche Entwicklung reagieren? Werden sie die Missionare der so genannten "Dritten Welt" als Mit-Arbeiter am Werk des Evangeliums sehen und nach Gemeinschaft mit ihnen suchen? Das Verständnis des Paulus über Mitarbeiter, der die Indienstnahme des Einzelnen durch Gott betont und die Gemeinschaft mit den Mitarbeitern gesucht hat, sollte die Gemeinden im Westen dazu ermutigen, dasselbe Wagnis einzugehen. Die Zukunft wird es zeigen, ob dieser Aspekt der Kollegialmission in der Praxis realisiert wird.
Also, stell dir vor: du bist in einer deutschsprachigen Gemeinde mit einem afrikanischen Pastor? ... Ich fände es großartig!


3 Comments

  1. Spannende Gedanken, die du da hast. Ich fände es ebenso großartig! Gerade leztens hat das Westfalenblatt eine neue Statistik über die 10 ausländischen Nationalitäten in Bielefeld veröffentlicht: http://www.westfalen-blatt.de/nachrichten/regional/bielefeld_rss_erg.php?id=45322

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  2. Hey waldy, danke für den Link. Den Artikel im WB habe ich auch gelesen (und war über Platz 3 doch sehr überrascht).

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  3. Jepp! hatte früher schone eine Statistik über Quereinsteiger in der Schule gelesen. Viele Iraker sind Yeziden, die in Bielefeld angesiedelt werden, da hier viele yeziden (auch aus der Türkei) leben...

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