Um eine "Sozialstruktur des Kreises um Paulus" zu erheben, wertet W. A. Meeks prosopographische Belege von 30 neutestamentlichen Personen und andere indirekte Hinweise im NT aus (1993:120ff). Dabei sind insbesondere der Name einer Person und mögliche Anspielungen in den Quellen auf ihre "Macht" im sozialen System, ihren Berufsstand, ihre finanziellen Mittel, ihre Bildung, ihre Herkunft und ihre "rituelle Reinheit" für die soziale Einstufung bestimmend (:117). Zusammenfassend erklärt W. A. Meeks, dass eine paulinische Gemeinde

Menschen aus mehreren sozialen Schichten nebeneinander [zeige], wobei allerdings die höchste und die niedrigste Stufe der griechisch-römischen Sozialskala fehlen. ... Eine paulinische Gemeinde stellte im allgemeinen einen repräsentativen Querschnitt durch die urbane Gesellschaft der damaligen Zeit dar (:155, 157)
 W. A. Meeks streitet die Existenz von aristokratischen Großgrundbesitzern, Senatoren oder die Landsklaven, abhängige Handwerker und Bauern in einer paulinischen Gemeinde nicht gänzlich ab. Aber seiner Ansicht kommen diese Personengruppen in den Quellen nicht vor (1993:155f).

 Irgendwann hörte ich von einer Beobachtung, die Th. Schirrmacher äußerte: Die heutigen kirchlichen Gemeinden seien kaum imstande, die 'überaus Reichen' und die 'überaus Armen' unserer Gesellschaft mit dem Evangelium zu erreichen. Sie befinden sich irgendwo in der Mittelschicht.

Stimmt die These von W. Meeks und die Beobachtung Th. Schirrmachers, dann ist zumindest Vorsicht geboten, wollte man die urchristlichen Zeiten allzu schnell idealisieren: "Damals sei alles besser gewesen." Gut ist, dass der Herr - damals wie heute - derselbe bleibt und auch in Ewigkeit sein wird.




Quelle:

Meeks, Wayne A. 1993. Urchristentum und Stadtkultur: Die soziale Welt der paulinischen Gemeinden. Gütersloh: Chr. Kaiser/Gütersloher Verl.

 


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